An der Generalversammlung des Pontonierfahrvereins Schwaderloch im Dezember 1995 wurde von den Mitgliedern der Beschluss gefasst, erstmals in der Vereinsgeschichte eine Fernfahrt durchzuführen. Im Hinblick auf die verschiedenen Anlässe in den da kommenden Jahren, vor allem das Eidg. Wettfahren und die Schweizermeisterschaft im Jahre 2000, wurde der August 1997 als Reisetermin festgelegt. |
Schon bald wurden den Vereinsmitgliedern von Markus Huber verschiedene Flussvarianten präsentiert. Nach einigen Beratungen entschloss man sich mehrheitlich für eine Donaufahrt. So konnte nun ein fünfköpfiges Team an die Planungsarbeiten gehen für die grosse Fahrt. An der ersten Teamsitzung vom 10. mai 1996 wurde das Team wie folgt formiert:
Huber Markus (Reiseleitung und Koordination/Teamchef)
Vögeli Hans (Kapitän)
Hug Heinrich (Transport/Material)
Zimmermann Martin (Verpflegung/Unterkunft)
Güntert Marcel (Vorausdetachement/Finanzen/Medien)
Gleichzeitig wurden dringende Arbeiten besprochen. So musste der "Birago-Ponton" (sogenannter Dreiteiler) beim Zeughaus Brugg so schnell als möglich für die Zeit vom 23. bis 30. August 1997 reserviert werden.
An der zweiten Teamsitzung vom 18. Juli 1996 wurde eine Tätigkeitsliste für jedes einzelne Ressort erstellt. Bald musste von jedem einzelnen Mitglied festgestellt werden, dass der Arbeitskatalog sehr gross geworden war. Trotzdem, mit dieser Übersicht konnten die Arbeiten in Angriff genommen werden.
Während gut drei Monaten arbeiteten die verschiedenen Ressortleiter nun intensiv an den organisatorischen Details. Die Resultate wurden an der dritten Sitzung vom 25. Oktober 1996 besprochen und ausgewertet. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch schon die möglichen Flussetappen besprochen. Damit das Programm nicht zu eng gestaltet werden musste, entschied man sich für den Flussabschnitt von Passau bis nach Wien. Diese Strecke von knapp dreihundert Kilometern konnte nach genauen Berechnungen in vier Tagen bewältigt werden.
Am 29. November 1996 traf sich das Organisationsteam zur vierten Sitzung. Es wurde entschieden, die Etappen nicht vorgängig zu rekognoszieren. Aufgrund der guten Flusskarten über die Donau konnte man sich ein gutes Bild über den Flussverlauf und die zu bewältigenden Staustufen machen. Schon bald drängte aber die Zeit. An der fünften Sitzung vom 28. Februar 12997 wurden die Etappenziele besprochen, sodass anschliessend auch die Unterkünfte reserviert werden konnten. Dazumal erwies sich der Transport des Birago-Ponton von Brugg nach Passau sowie von Wien retour als sehr schwierig und auch als sehr teuer. Doch auch dieser Stein konnte, wenn auch mit grossen Anstrengungen, aus dem Wege geräumt werden. An der sechsten Sitzung vom 09. April 1997 durften wir mit Freude erfahren, dass nun auch der Generalstab der Schweizer Armee die schriftliche Einwilligung zur Durchführung der Fernfahrt gegeben hat.
Am 29. Mai 1997, der siebten Sitzung, konnte erstmals das komplette Reiseprogramm im Entwurf vorgelegt werden. An der achten Sitzung vom 22. Juli 1997 erledigte das Organisationsteam noch die Kleinstarbeiten. So mussten die finanziellen Bedürfnisse während der Fahrt und die materiellen Wünsche besprochen werden. An der neunten Sitzung vom 15. August 1997 traf sich das Organisationsteam zum letzten mal in gewohnter Runde. Die Reise konnte beginnen.
Schon am Donnerstag, den 21. August 1997, wurde der Birago-Ponton im Zeughaus Brugg gefasst und auf einen Lastwagen verladen. Gegen den späteren Nachmittag begann für den Kapitän, Hans Vögeli, bereits die Reise nach Passau im Lastwagen. Am Freitagmorgen, den 22. August 1997, machte sich eine zweite Gruppe von drei Mitgliedern (Roger Treier, Rafael Gurzeler und Marcel Güntert) mit dem Zug auf den Weg nach Passau. Diese Gruppe traf sich dann in Passau mit dem bereits angereisten Kapitän zu bestimmten Vorarbeiten. Während die Mehrheit des Vereins am Samstag, den 23. August 1997, mit dem Bus in Schwaderloch starteten, hatte das Vorausdetachement mit dem Kapitän schon alle Hände voll zu tun. Da der Ponton schon seit langem nicht mehr im Wasser lag, drangen einige Liter Donauwasser ins Boot. Mit mehr oder weniger Muskelkraft musste das Boot wieder geleert werden. Es zeigte sich aber dann glücklicherweise, dass keine eigentlichen Lecks vorhanden waren.
Gegen Abend traf der Bus mit dem Gros des Vereins in Passau ein. Nach dem Zimmerbezug und dem Nachtessen stand der Besuch eines Biergartens auf dem Programm. Dort konnte man sich genügend mit dem berühmten "Mass"(Steinkrug) eindecken. Die Stimmung war gut, gespannt erwartete man den ersten Tag auf der Donau.
Nach dem ausgiebigen Frühstück führte der Bus die Teilnehmer zum Yachthafen in Passau, wo auch der Ponton bereitstand. Nun galt es, das Material ins Boot zu verladen. Neben den Sitzbänken durfte natürlich auch der Motor nicht fehlen. Da es keiner fast erwarten konnte, mit dem Boot zu starten, wurde der Verlad fristgerecht abgeschlossen, sodass bereits kurz nach dem Start die erste Staustufe in Passau passiert werden konnte. Während des ersten Tages mussten drei weitere Staustufen (Jochenstein, Aschach und Ottenheim) überwunden werden. Gegen den späteren Abend konnte der Ponton im Hafen von Linz festgemacht werden. Nach dem Nachtessen konnte jeder die Stadt Linz selbst erkunden und geniessen.
2. Etappe: Linz - Persenbeug (ca. 75 Km)
Gut verpflegt startete man am Morgen zur 2. Etappe. Die Flusskarte wies darauf hin, dass heute drei Staustufen (Abwinden-Asten/Wallsee/Ybbs Persenbeug) zu befahren waren. Ansonsten durfte man die schöne Umgebung und das tolle Wetter geniessen. Nach der Ankunft im Hotel in Persenbeug war die Ueberraschung komplett. Die Musikkapelle Persenbeug spielte speziell für uns Fernfahrer auf. Nach zweistündiger Unterhaltung gesellten sich die Musikanten in unsere Reihen und so konnte auch der Kontakt zu der Bevölkerung gepflegt werden. Die Begeisterung und die Sympathie war wohl gegenseitig. Denn am nächsten Morgen wurden wir noch musikalisch verabschiedet, als der Ponton wieder vom Lande abgelöst wurde. Für die nächste Etappe von Persenbeug nach Krems revanchierten wir uns dafür und nahmen den Präsidenten der Musikkapelle mit auf unser Boot.
(Franz bei der stetigen Beschäftigung, dem Laden des "Knallers")
Am Morgen dieser Etappe stand vor der Abfahrt die Besichtigung des Flusskraftwerk Ybbs-Persenbeug auf dem Programm. Dieses Kraftwerk wurde während den Jahren 1954 bis 1959 erbaut. Oberhalb dieses Kraftwerkes wird die Donau ca. 34 Kilometer gestaut. Mit einer Durchflussgeschwindigkeit von 1'780 m3 Wasser pro Sekunde erzeugt das Werk eine maximale Leistung von ca. 236'500 kW. Spätestens heute durften wir feststellen, dass diese Bootsfahrt ein einmaliges Erlebnis ist und auch bleiben wird. Die Begeisterung bei unserem Gast aus Persenbeug bestätigte uns diese Ansicht.
Auch am vierten Tag auf dem Wasser zeigte sich das Wetter von der besten Seite. Bei angenehmer Temperatur und Sonnenschein startete man zur letzten Etappe auf dem Wasser. Während dieses Tages mussten noch die letzten zwei Staustufen (Altenwörth/Greifenstein) gemeistert werden, bevor man in Wien einfahren konnte. Mit der Einfahrt in Wien wurde jedem bewusst, dass die eigentliche Bootsfahrt dem Ende entgegen ging. Viele Teilnehmer hätten wohl gerne noch ein paar Tage mehr auf der Donau verbracht. Sicherlich wird dieser Wunsch bei vielen Mitgliedern die treibende Kraft sein, ein solches Unternehmen in Zukunft wieder einmal in Angriff zu nehmen.
In Wien angekommen, wurde der Birago-Ponton aus dem Wasser genommen, zerlegt und auf den bereitstehenden Lastwagen aufgeladen. Schon am nächsten Tag sollte das Boot wieder in der Schweiz sein. Mit dem Car startete man dann vom Hafen in Richtung Stadtmitte Wien zum bereits reservierten Hotel. Nach dem Zimmerbezug und nach kurzer Verschnaufpause startete man zur Stadtrundfahrt. Dabei wurde erkannt, dass Wien so viel zu bieten hat, dass unsere Zeit wohl nicht ausreichen würde, um sämtliche Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Ein Tag und zwei Nächte konnte jeder selbst bestimmen, was er tun wollte und somit die eigenen Interessen wahrnehmen. Nach vier Tagen auf engstem Raum auf dem Boot hat man sich nämlich entschieden, keine organisierte Stadtbesichtigung zu arrangieren. Erst am späteren Nachmittag vom 28. August 1997 traf man sich wieder im Hotel, um anschliessend mit dem Car etwas ausserhalb von Wien eine kleine Brauerei zu besichtigen. Die Besichtigung wurde im Garten der Brauerei abgeschlossen mit einer Bier-Degustation und einem währschaften Abendessen.
Um die Rückfahrt in die Schweiz etwas zu verkürzen, entschloss sich das Organisationsteam, dies in zwei Tagen zu bewältigen und in Kufstein noch einen letzten, gemeinsamen Abend zu verbringen. Während der Anfahrt nach Kufstein wurde im traditionellen "Weissen Rössl" am Wolfgangsee das Mittagessen eingenommen. Vielleicht war es Zufall oder es musste so sein. Das Hotel in Kufstein hatte eine kleine Forellenzucht. So lag es natürlich nahe, ein Fischmenu am Abend einzunehmen. Als Ausklang für diese Reise wohl das treffendste Menu.
Früh morgens dann am 30. August 1997, besteig man den Car für die letzte Strecke von Kufstein nach Schwaderloch. Sichtlich müde von den letzten Tagen oder den letzten Nächten genoss man die ruhige Fahrt im Reisecar. Ein letzter Halt in St. Anton wurde benützt, um das Mittagessen einzunehmen. Doch schon bald danach traf man im Heimathafen Schwaderloch ein, wo eine grosse Anzahl Frauen und Kinder bereits sehnsüchtig warteten. Bei Speis, Trank und Geselligkeit liess man den Abend ausklingen.
Die Reise war Geschichte. Eine Geschichte jedoch, die lange in Erinnerung bleiben wird und nach diesen positiven Erlebnissen sicher nicht die letzte in dieser Art gewesen sein soll.
Teilnehmer Fernfahrt 1997 bei der Ankunft in Schwaderloch.
Teilnehmer Fernfahrt 1997 von Passau nach Wien:
Vorne, v.l.n.r.: Heinzpeter Knecht; Peter Kalt; Markus Huber; Leo Treier; Heinrich Hug; Martin Gloor; Marcel Güntert
Mitte v.l.n.r.: Werner Huber; Berhard Vögeli; Felix Weiss; Stefan Huber; René Häusler; Hermann Vögeli; Georg Knecht; Martin Zimmermann; Paul Meier; Max Hug; Peter Knecht; Chauffeur Hermann
Hinten v.l.n.r.: Raffael Gurzeler; Thomas Meier; Roger Treier; Hans Vögeli; Toni Vögeli; Franz Knecht.